LSC-100 - Late Stage Customization für Blister

Produktindividualisierung: Blister in Kleinauflagen etikettieren

VDW gilt als einer der ersten Produzenten von Wurzelkanalinstrumenten in ganz Europa und hat als Pionier die Grundlagen der Wurzelkanalbehandlung entscheidend geprägt. Seit seiner Gründung im Jahr 1869 ist das Unternehmen dieser Spezialisierung treu geblieben und setzt mit seinem fundiertem Know-how und Produktinnovationen immer wieder neue Maßstäbe. VDW bietet Zahnärzten ein umfassendes Endo-System aus Produkten und Dienstleistungen, die über alle Behandlungsschritte hinweg ineinander greifen.

Die Unternehmenszentrale mit den hoch technisierten Fertigungsstätten befindet sich in München. Von dort aus werden die Produkte in mehr als 80 Länder der Welt geliefert.

Ein Großteil der zahnmedizinischen Instrumente wird auf Blistermaschinen von verschiedenen Herstellern verpackt und etikettiert. Problematisch ist dabei die hohe Variantenvielfalt durch kundenspezifische Etiketten, die täglich mehrfache Maschinenumrüstungen notwendig machen. Da die zu etikettierenden kundenspezifischen Chargen aber häufig nur Auflagen von weniger als 200 Stück haben, ist eine Umstellung der Anlagen zu aufwendig. Sehr kleine Chargen müssen manuell etikettiert werden.

VDW suchte deshalb nach Möglichkeiten, die Prozesse Verpacken und Etikettieren zu trennen. Durch eine Empfehlung kam man mit der Intrex Deutschland GmbH ins Gespräch, und dort wurde gemeinsam während einer Entwicklungszeit von 12 Monaten ein maßgeschneidertes Lösungskonzept realisiert:

  1. Künftig werden die Produkte nach dem Blistern nicht mehr etikettiert, sondern mit einem Datamatrixcode bedruckt, der alle produkt- und fertigungsbezogenen Daten enthält. Danach werden die Blister in sogenannten Tubes/Boxen (Kartonmagazine) eingelagert.
    Von der Intrex Deutschland GmbH wird der neu entwickelte LSC-100 Etikettierer implementiert. Er kann aktuell vier unterschiedliche Blisterformate verarbeiten und auftragsbezogen etikettieren. Die modulare Bauweise ermöglicht eine Erweiterung auf zusätzliche Formate und Produkte.
  2. Mit der auf einem IPC installierten KUPvision Software werden alle Funktionen der neuen Etikettieranlage gesteuert und überwacht. Die Software speichert Informationen wie Benutzeranmeldungen, Auftrags- und Formatwechsel usw. in einem Audit Trail. Zu jedem Eintrag werden Datum, Uhrzeit, Benutzer, Funktionsdaten und Parameter gesichert. Der Audit Trail und die Statistik-Daten können jederzeit abgerufen und auch separat auf einem Datenträger gespeichert werden.
  3. Für die Abwicklung eines Kundenauftrages erhält der Bediener eine Packliste in Papierform. Durch das Einscannen des Strichcodes auf dem Auftragsblatt werden die produkt- und auftragsbezogenen Informationen aus dem ERP System der VDW GmbH vom LSC-100 Etikettierer ausgelesen und übersichtlich dargestellt.
  4. Der Bediener holt die zu bearbeitenden, in Tubes (Lagerboxen) befindlichen Produkte aus dem Lager. Auf den Tubes sind DataMatrix-Codes angebracht, die den Inhalt wiedergeben.
  5. Danach meldet er sich am Touchscreen des Bedienerpanels an, betätigt auf der KUPvision Oberfläche die Schaltfläche Neuen Auftrag starten und scannt den Barcode auf der Packliste mit dem Handscanner ein.
    Bei korrekten Auftragsdaten wird der Bediener mit einer Meldung zum Bestücken eines sogenannten Karussells aufgefordert, das mit insgesamt 10 Magazinen ausgestattet ist. Der Bediener stellt die Tubes/Boxen in die Magazine dieses Karussells, und danach arbeitet die KUPvision Software vor dem Start noch eine Reihe von Prüfvorgängen ab:
  6. Vergleich der DataMatrix Codes auf den eingelegten Tubes/Boxen mit den Auftragsdaten
  7. Zusammenfassung/Übersicht des zu verarbeitenden Auftrags
  8. Pre-Flight-Check (Prüfung der Labeldaten auf Konsistenz)
  9. Abgleich aller Etiketten – Layoutdaten mit einem Etikettenmanagementsystem

Die Maschine startet mit der Produktion des Auftrags.
Zum Abstapeln werden die Blister von unten mit einem „Fahrstuhl“ angehoben und von einem Zuführarm des Bandauflegers mechanisch entnommen. Die Zuführung ist zweiarmig angeordnet und mit jeweils zwei pneumatischen Saugmodulen ausgestattet. Wenn das erste Saugmodul ein Produkt auf das Förderband legt, wird gleichzeitig ein weiteres Produkt vom Karussell genommen. Anschließend wechseln die Arme ihre Position und wiederholen den Vorgang. Jedes Produkt wird auf dem Transportband platziert und durch auf dem Transportband befestigte Stollen bewegt, um eine stabile Position während des Etikettierens zu gewährleisten. Um sicherzustellen, dass die dem Auftrag entsprechenden richtigen Blister auf das Band gelegt wurden, wird der DataMatrix-Code auf den Blistern kontrolliert. Diese Datenprüfung erfolgt mit dem Prüfsystem COGNEX® Typ DataMan. Als gut befundene Produkte bleiben zur Weiterverarbeitung auf dem Transportband, Schlechtprodukte werden ausgeworfen. Anschließend bedruckt das Etikettiersystem intrex® 200+ die vorgefertigten Grundetiketten im Thermotransfer-Druckverfahren (Domino V320i) mit auftragsspezifischen/variablen Daten und etikettiert damit die Blister auf dem Transportband. Zur Qualitätsprüfung der Drucke und der aufgebrachten Etiketten wird die Kamera In-Sight 7905 von COGNEX eingesetzt. Sie kontrolliert die bedruckten Etiketten auf Vollständigkeit und Lesbarkeit. Als GUT bewertete Produkte bleiben auf dem Transportband, Schlechtprodukte werden ausgeworfen.
Der LSC-100 Etikettierer entspricht in Konstruktion und Ausführung der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG, EU-GMP, GAMP 5, und erfüllt auch die FDA-Anforderungen (z.B. 21 CFR Part 11). Die ersten beiden Maschine wurden erfolgreich in Betrieb genommen, weitere Anlagen sind in Planung.

Das nachfolgende Verpacken der Etikettierten Produkte erfolgt bei VDW noch weiter von Hand, aber auch hier sind automatisierte Abläufe bereits in Planung.